Ausbildung im Einzelhandel

Ausbildung Einzelhandelskaufmann

Ausbildung im Einzelhandel
In der Corona-Krise wurde uns die besondere Wichtigkeit dieses Berufes vor Augen geführt

Art der Ausbildung

Die Lehre zum Einzelhandelskaufmann sieht eine duale Ausbildung vor, welche parallel in der Berufsschule sowie im Lehrbetrieb absolviert wird. Der Berufsschulunterricht findet entweder im Block oder an bestimmten Wochentagen (8-12 Stunden/Woche) statt.
 

Wie lange dauert die Ausbildung?

Sie erstreckt sich auf 3 Jahre. Wer über eine höhere schulische Ausbildung (mindestens mittlere Reife) verfügt, kann die Ausbildungszeit um bis zu 12 Monate verkürzen.

 

Wie verläuft die Ausbildung?

Die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann besteht aus einem schulischem und einem praktischen Teil. Der genaue Ablauf ist wie folgt:

 

1. Schulische Ausbildung Einzelhandelskauffrau

In der Berufsschule werden die theoretischen Inhalte vermittelt. Um besondere Verkaufssituationen zu bewältigen, werden hier beispielsweise Verkaufsgespräche durchgeführt. Während der ersten zwei Ausbildungsjahre stellen zudem auch preispolitische Maßnahmen ein wichtiges Lernfeld dar. Dabei geht es darum, wie derartige Maßnahmen vorzubereiten und durchzuführen sind.

Das letzte Ausbildungsjahr fokussiert sich auf die Planung von Personaleinsätzen, die Steuerung von Geschäftsprozessen sowie auf die Entwicklung und Planung eines Einzelhandelsunternehmens.

 

Welche Fächer sind wichtig?

Hierbei handelt es sich um folgende Schulfächer: 

  • Allgemeinbildender Unterricht: Sport, Sozialkunde, Deutsch, Religionslehre
  • Fachlicher Unterricht: Kundenorientiertes Verkaufen (KV), Kaufmännische Steuerung und Kontrolle (KSK), Einzelhandelsprozesse (EHP), Englisch

 

Was sind die Inhalte in der schulischen Ausbildung?

Folgende Punkte stellen die elementaren Bestandteile der Ausbildung in der Berufsschule dar: 

  • Einzelhandelsunternehmen leiten und entwickeln
  • Personaleinsatz produktiv planen und Mitarbeiter führen
  • Mit Marketingkonzepten Kunden gewinnen und binden
  • Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern
  • Besondere Verkaufssituationen bewältigen
  • Preispolitische Maßnahmen vorbereiten und durchführen
  • Geschäftsprozesse effektiv erfassen und kontrollieren
  • Waren sachgerecht annehmen, lagern und pflegen
  • Waren beschaffen
  • Werbung und Verkaufsförderung
  • Warenpräsentation
  • Kunden im Servicebereich Kasse betreuen und informieren
  • Verkaufsgespräche kundenorientiert führen
  • Einzelhandelsunternehmen angemessen repräsentieren

 

Wie verläuft die Abschlussprüfung?

Die Prüfung im Rahmen der Ausbildung setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres ist der erste Teil als Zwischenprüfung abzulegen. Vorgesehen sind dabei folgende schriftlichen Prüfungsschwerpunkte: 

  • Sozial- und Wirtschaftskunde
  • Rechnungswesen und Warenwirtschaft
  • Marketing und Verkauf


Nach Beendigung des dritten Ausbildungsjahres folgt der zweite und abschließende Teil, die Abschlussprüfung. Diese besteht aus folgenden Prüfungsbereichen:

  • Fallbezogenes Fachgespräch, welches eine praxisbezogene Aufgabe umfasst
  • Schriftliche Prüfung im Bereich 'Geschäftsprozesse im Einzelhandel'

  

2. Betriebliche Ausbildung Einzelhandelskauffrau

Die betriebliche Ausbildung gestaltet sich je nach Ausbildungsjahr wie folgt:

 

1. Ausbildungsjahr im Betrieb

Im Rahmen der betrieblichen Ausbildung lernen angehende Einzelhandelskaufleute alle elementaren Kenntnisse im Bereich des Ein- und Verkaufs von Waren sowie der Kundenberatung.

Einen hohen Stellenwert nehmen Verkaufsgespräche auch in der Praxis ein. Die Berufseinsteiger erhalten deshalb auch Einblicke im Umgang mit möglichen Konfliktsituationen.

Darüber hinaus erfolgt eine Einführung in die unterschiedlichen Prozesse rund um den Kassenbereich - wie das Erstellen von Kalkulationen, die Vornahme von Kassenabrechnungen oder die Entgegennahme verschiedener Zahlungsmittel.

Ein weiterer Bestandteil des ersten Ausbildungsjahres umfasst die Kundeninformation über aktuelle Serviceleistungen und Werbemaßnahmen.

Ebenfalls geht es darum, wie Inventuren durchgeführt, Waren gelagert und Lieferungen angenommen und kontrolliert werden.

 

2. Ausbildungsjahr im Betrieb

Im zweiten Ausbildungsjahr sollen die Auszubildenden über eine bestimmte Qualifikationseinheit, die frei gewählt werden kann, weitere Kenntnisse erwerben. Wählen kannst du unter folgenden Bereichen: 

  • Marketingmaßnahmen:

Zentral sind hierbei Kundenservice, -bindung, visuelle Verkaufsförderung sowie Werbung. 

  • Kasse

Diese Lehreinheit befasst sich mit dem Kassieren, Kassensystem sowie den Services an der Kasse. Zudem erlernen die Azubis den Umgang mit Reklamationen, Beschwerden und Warenumtausch. 

  • Beratung und Verkauf

Im Mittelpunkt stehen professionelle Beratungs- und Verkaufsgespräche, insbesondere auch der kundenorientierte Umgang in schwierigen Gesprächssituationen. 

  • Warenannahme und -lagerung

Hierbei Erlernen die angehenden Einzelhandelskaufleute alles Wichtige rund um Warenkontrolle, -annahme und Bestandssteuerung. Ein bedeutsamer Aspekt ist auch die Warenlagerung.

 

3. Ausbildungsjahr im Betrieb

Im dritten und letzten Jahr kommen zu dem bestehenden Pflichtbaustein drei weitere Qualifikationseinheiten hinzu, die ebenfalls nach Belieben gewählt werden dürfen. Zur Verfügung stehen dabei folgende Gebiete:

  • Grundlagen unternehmerischer Selbstständigkeit

Welche Kenntnisse und Voraussetzungen erforderlich sind, um später einen Einzelhandelsbetrieb selbständig führen zu können, lernen Auszubildende in diesem Modul. 

  • Personal

Hierbei vermitteln die Ausbilder alles Wichtige rund um die Mitarbeiterführung. Zum Inhalt gehören etwa die unterschiedlichen Methoden und Ziele der Personalplanung, Konfliktstrategien und die Bereiche Arbeits- und Sozialrecht. 

  • IT-Anwendungen

Erlernt wird der Umgang mit der Datenauswertung und -aufbereitung, mit E-Business und E-Commerce sowie der handelsspezifischen Datenverarbeitung. Die Erstellung und Pflege digitaler Datenbanken sowie die Optimierung des Warenwirtschaftssystems fallen ebenfalls darunter. 

  • Marketing

Zu den Inhalten dieses Programms zählen Maßnahmen des Zielgruppenmarketings, die Konkurrenzanalyse, das Standortmarketing sowie die Auswertung und Durchführung verkaufsfördernder und strategisch wichtiger Aktivitäten. 

  • Kaufmännische Kontrolle und Steuerung

Hier eignen sich die Azubis Wissen über die Kosten- und Leistungsrechnung als Kontroll- sowie Informationssystem und die Steuerung auf Basis von Kennziffern an. Vermittelt werden auch Kenntnisse über die betriebliche Erfolgsrechnung und die Preisbildung. 

  • Warenwirtschaftliche Analyse

Auf dem Lehrplan stehen das Erstellen von Unterlagen zu Produktlebenszyklen wie auch der Umgang mit Leistungskennziffern und Umsatzstatistiken. Die Organisation von Inventuren und das Auswerten von Lagerstatistiken sind weitere Lehrinhalte. 

  • Beschaffungsorientierte Warenwirtschaft

Rechtsgrundlagen, Zahlungsverkehr, Bestellwesen, Bestandskontrollen und Sortimentsgestaltung sind die Kernpunkte. 

  • Beratung, Ware, Verkauf

Hier werden vom Azubi erweiterte Kenntnisse im Warenumgang, in Strategien zur Konfliktlösung und in der Kommunikation mit Kunden erworben.

 

Das Berichtsheft

Darüber hinaus haben die Azubis in der Regel über die gesamte Dauer der Ausbildung ein Berichtsheft zu führen. Mit einem Berichtsheft dokumentiert der Auszubildende seine wöchentlichen Tätigkeiten. Der jeweilige Ausbilder unterzeichnet das Berichtsheft zumeist nach Ablauf je einer Woche. Nur ein vollständiges Berichtsheft berechtigt zur Abschlussprüfung. Wer möchte, kann unter bestimmten Voraussetzungen danach studieren.

 

Ist eine Teilzeitausbildung im Einzelhandel möglich?

Eine Ausbildung in Teilzeit ist nach § 8 des Bundesbildungsgesetzes (BBiG) dann möglich, wenn es sozusagen ein berechtigtes Interesse gibt, welches einer Vollzeit-Ausbildung entgegensteht.

Dies ist regelmäßig dann der Fall, wenn der angehende Azubi ein eigenes Kind oder einen pflegebedürftigen Angehörigen zu versorgen hat. Die Ausbildungszeit muss sich allerdings auf mindestens 25 Stunden pro Woche belaufen.

Ferner betrifft die Teilzeitregelung ausschließlich die betriebliche Ausbildung, nicht die in der Berufsschule. Die Zeiten in der Berufsschule fließen aber in die Gesamtarbeitszeit ein. Anteilig berechnet werden in solchen Fällen sowohl die Urlaubstage wie auch die Vergütung.

Der Ausbildungsbetrieb muss grundsätzlich einen Antrag bei der zuständigen Kammer einreichen.

 

Wie viel verdient ein Einzelhandelskauffmann in der Ausbildung?

Das Gehalt in der Ausbildung für eine Einzelhanndelskauffrau fängt bei ca. 800 Euro Brutto im ersten Lehrjahr an und steigert sich dann pro Jahr kontinuierlich bis zu 1.050 Euro Brutto pro Monat.

Die komplette Übersicht und noch mehr Infos zum Verdienst und den Gehaltsstufen im Einzelhandel findest du im Bereich Gehalt Einzelhandel.

 

Staatliche Förderung der Ausbildung

Fehlen die finanziellen Mittel zur Finanzierung einer Ausbildung, können Azubis unter bestimmten Voraussetzungen staatliche Unterstützungsleistungen beantragen. In Betracht kommen können BAföGBerufsausbildungsbeihilfe (BAB), Sozialgeld, ALG II, Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) sowie weitere Fördermöglichkeiten über die Arbeitsagentur.

 

Mehr Informationen zum Job von Einzelhandelskaufleuten?

Hier geht es zum Jobprofil Einzelhandelskaufmann und Stellenangeboten sowie Ausbildungsstellen

Jobprofil Einzelhandelskauffrau